Schweden – 20.04.11

20. April

Bevor wir aus der Stadt düsen, tanken wir noch schnell. Das Tanken geht so: Entweder man steckt einen Schein in einen Schlitz oder man benutzt die EC-Karte, aber Rückseite nach oben. Die Menüführung ist in 4 Sprachen wählbar. Das erleichtert oft das „Mäuseziehen.“ Selten kann man bar zahlen. Manchmal geht auch unsere EC-Karte nicht. Dann heißt es weiterfahren und suchen. Das Diesel kostet im Schnitt 14,44 schwedische Kronen, etwa 1,50 Euro. Die Tankstationen liegen oft bis über 60 km voneinander entfernt. Ich ziehe mal wieder den Handgashebel, stelle die „Geschwindigkeit“ auf 22 kmh ein und strecke beide Beine bequem aus. Das ist sehr angenehm. Die Straßen gehen ja oft kilometerlang schnurgeradeaus und der Verkehr ist eher schwach. Nur die ständigen Steigungen machen dem Zetor manchmal zu schaffen. Berge rauf, Berge runter, Berge rauf, Berge runter. Obwohl, nur 2-3 mal musste ich in den nächst kleineren Gang, den Vierten schalten. Ein tapferer, kleiner Motor unser 45 PS Zetor, trotz der angehangenen 2,7 Tonnen! Er hat bisher noch keine Probleme gemacht. 

Mittagspause auf der "stark" befahrenen E 45
Mittagspause auf der "stark" befahrenen E 45
Auch Treckerscheiben werden einmal blind
Auch Treckerscheiben werden einmal blind

Täglich so gegen 14 Uhr machen wir Rast und verzehren unsere Stullen und trinken morgens abgefülltes Himbeersirupwasser an einem der unzähligen Rastplätze. Spätestens  nach 10 Kilometern kommen wir fortlaufend an einem See vorbei oder an einem Fluss oder Bach. Das Schmelzwasser von den Bergen fließt reißend zu Tal. Mit Wasser sind die Schweden reich gesegnet. Auch mit Felsformationen und Parkplätzen. Es gibt in Schweden mehr als 500000 Seen, die „Tümpel“ von weniger als 200 Metern Durchmesser nicht mitgerechnet. Am Wegrand blüht der gelbe Huflattich und auch der weggeworfene Unrat lässt sich nach der Schneeschmelze in allen Straßengräben sehen. Dahinter oft aufgetürmte Berge schmutziggrauen Schnees und jede Menge Sandkästen am Straßenrand als Anfahrhilfe.

Letzte Woche hätte es hier noch 10 cm geschneit, erzählt uns ein Einheimischer. Wir haben Ende April. In Deutschland sollen es 24°C sein. 

Endlich sind wir gegen 12 Uhr im Bundesland DALARNA angekommen. Es geht hoch hinaus. Die Straßen führen seit Stunden nur nach oben. Schweden scheint die skandinavische Schweiz zu sein. Mitten in den Wäldern hängen mitunter mehrere oder einzelne Briefkästen am Wegesrand. Von einem Haus ist fast nie was zu sehen. Auch Mülltonnen stehen oder liegen am Straßenrand. Keine Besiedlung weit und breit. Die Schweden lieben wohl das Versteckspiel. Sie leben hier hinter den Bäumen, aber nicht…hinter dem Mond. Immer mehr Schneereste sehen wir auf den Rentierflechten liegen. Die Vegetation wird ärmer. Trotz Sonne schließe ich die Heckscheibe. Es sind wohl nicht mehr als 8°C auf den Hochplateaus. Aber…“Alter Schwede“, wir sind inzwischen sehr abgehärtet. Allein durch die Sturmstunden bei unserem Unfall in Dänemark vorletzte Woche, so dass uns das Windchen in den Wärmländischen Bergen nichts ausmacht.

Blick auf den "ORSA"-See
Blick auf den "ORSA"-See

In der Stadt „Vansbro“, gelegen an zwei großen Flüssen, auf denen jedes Jahr bis zu 15000 Kanuten ihrem Hobby an einem einzigen Wochenende frönen und Meisterschaften austragen, finden wir auf Anhieb einen Campingplatz. Aber…er öffnet erst Mitte Mai. Ein Wagen bleibt hinter uns stehen. Ein Mann in Lederjacke kommt auf uns zu. Er gibt sich als Reporter der hiesigen Zeitung aus, des „Dala-Demokratenkurir.“ www.dalademokraten.se Schon eine geraume Zeit wäre er hinter uns her gefahren. Er macht Fotos, wir stellen uns, inzwischen schon routiniert in Pose vor unserer großen Landkarte vor den Bauwagen auf. Keep smiling! Es gibt ein Interview auf englisch. Der Bericht soll am 25.April erscheinen in Vansbro. 

Hier ist der Bericht : https://www.dalademokraten.se/sida/id/164743/

Gründonnerstag am "Orsa"-Strand
Gründonnerstag am "Orsa"-Strand

Er bietet sich an, als er unsere Enttäuschung über den geschlossenen Platz bemerkt, den Campingmanager anzurufen, um zu fragen, ob wir trotzdem vor der Schranke stehen können für eine Nacht. Grünes Licht! Wir danken und parken ein. Barbara entdeckt am Zetor-Motor dicke Ölspuren. Oje!! Da habe ich wohl heute Morgen beim Öl nachfüllen vergessen, den Einfüllverschluss wieder aufzuschrauben. Und nun? Wir fragen im Touristenbüro nach. Dann laufen wir 2 km an den Stadtrand in einen Autozubehör-Laden. Wir bekommen einen Universaldeckel aus Plastik und eine Rolle starkes Klebeband. Es haut hin. 

In einem Supermarkt gehen wir auf die Toilette. Man muss an der Kasse nach dem Code fragen, eine sechsstellige Zahl vor der Toilette eintippen und wird dann eingelassen. Aufregend nur, wenn man auf schwedisch die Zahlen nicht genau mitbekommt und sich vertippt. Aber Hilfe kommt immer in Form anderer freundlicher Menschen. In diesem einen Fall hilft uns eine einheimische Mexikanerin. Die Nacht beginnt. Kerzenlicht und kaltes Cola. Gewaschen wird sich in einer Schüssel in der kleinen Spüle mit eiskaltem Wasser. Unsere Nottoilette muss mal wieder herhalten. Man kommt sich mitunter sehr nahe in unserem „begehbaren“ Sanitärraum von 70×70 cm. Aber wir nehmen Rücksicht aufeinander und der andere hält sich bei gewissen Aktivitäten die Ohren und wenn nötig auch die Nase zu. Unser Bauwagen ist frei von Zugluft! Das muss ja auch mal geschrieben werden.

Die Nacht verläuft ruhig, wir gehen schon um 21 Uhr zu Koje.

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