Schweden – 27.04.11

27. April

Die Ersatzteile für das Differenzialgetriebe , Simmering und Walzenlager, lassen auf sich warten. Dienstagmittag hat sie Herr Eriksson in Sundsvall bestellt. Gestern Abend haben wir bei ihm vorbei geschaut. Er hat nur bedauernd mit den Schultern gezuckt. Morgen vielleicht, gibt er mir auf meinen fragenden Blick zu verstehen. Donnerstagnachmittag kommt die Post. Dann könne er mit dem Wiedereinbau beginnen. 

Vor seiner Werkstatt steht sein knallroter Volvo-Traktor mit angebautem Schneeschieber. Der läuft! Ich bin niedergeschlagen.

Gestern sind wir etwa 10 Kilometer durch den Ort und die angrenzenden lichten Kiefernwälder spazieren gegangen. Das hat uns keine Mühe bereitet. Wir sind ja noch jung, oder? Mit Wonne saugen wir die reine Luft hier tief in uns ein. Abgase? Smog? Industriegerüche? Weit gefehlt! Es duftet nach frisch aufgesprungenen Erlenknospen, nach geschnittenem Birkenholz, nach ergrünendem Nadelwald, nach… Natur. 

Barbara wäscht auf dem Campingplatz im Waschraum die Bettwäsche  und kann sie danach gleich im Trockner wieder bettfertig machen. Wer weiß, wann es wieder einmal geht. Wie wir von dem „Gudensberger“ hörten, will heute auch ein Reporter der Sveger Tageszeitung mal bei uns reinschauen. Bei den verrückten Traktoristen, dem „Crashpaar“ aus Hessen. „Go, Zetor, go!“  

Schwedischer "Blodpudding" mit Weihnachtsgewürz und Rosinen
Schwedischer "Blodpudding" mit Weihnachtsgewürz und Rosinen
Klaus Mildner und der schwedische Redakteur der "Östersunds-Post"
Klaus Mildner und der schwedische Redakteur der "Östersunds-Post"

Heute, am Donnerstag ist es endlich soweit. Unser schwedischer Blutpudding soll unsere reinhardswälder Mägen füllen. Ich lese im Internet nach, wie diese Speise zubereitet wird. Der ganze Bauwagen riecht nach einer Weile „streng“ nach Blutwurst und Honigkuchen. In der Pfanne sieht es aus, als ob sich ein Operateur mit dem Skalpell den Daumen abgesäbelt hätte. Was ist da nur drin enthalten? Mit Bedacht heben wir feine , dampfende Stückchen unter die Pellkartoffeln und legen jeweils eine Scheibe süßsaure „Smörgasgurka“ dazu. Es schmeckt so wie frische, aber sehr trockene Blutwurst ohne Speckbrocken, die heiß gemacht wird, aber…eine weitere Geschmacksnuance drängt sich schon nach dem ersten Bissen auf die Papillen unserer nordhessischen Zungen. Wir schmecken Kardamon, Zimt, Nelken und Anis heraus. Die festeren Bestandteile der zerfallenden schwarzen Scheiben stellen sich schon bald als Rosinen heraus. Mahlzeit! Barbara summt mit gefülltem Mund das Lied „Jingle Bells.“ Das passt dazu. Wir müssen lachen. Nicht ganz satt geworden, aber um eine lukullische Erfahrung reicher ist nur noch das Geschirr zu spülen und den Bauwagen zu lüften. 

Wir sind seit gestern die einzigen Gäste hier auf dem großen Campingplatz. So haben wir niemanden in der Nachbarschaft durch unsere Brutzelkünste stören können. 

Gegen 14 Uhr klopfts an die Wagentür. Klaus Mildner, der ausgesprochen freundliche ehemalige Gudensberger hält mit einem seiner Mercedes neben uns, trinkt mit uns einen Kaffee und gibt uns viele wertvolle Tipps für die Weiterfahrt in Schweden. Außerdem bringt er uns 500 Gramm frischen Blodpudding, eine Portion Bacon und ein Schraubglas „Lingon Sylt, lättsockrad“ Preiselbeermarmelade  mit, die unbedingt zu diesem Nationalgericht gehört. Wir sind erfreut und verabschieden uns von dem guten Mann, nicht ohne dass er sich in unser Gästebuch eingetragen hat.

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