Belgien – 25.07.11

25. Juli

Ein sehr aufgeschlossenes und nettes Ehepaar aus Holland, etwa in unserer Jugend, die gestern Abend angekommen sind, liegen mit uns auf einer Wellenlänge. Wir tauschen unsere Visitenkarten aus und siehe da, Fred Stolk hat seine Reiseberichte (und er hat über viele Länder zu berichten) ebenfalls ins Netz gestellt. Auch ein „Schreiber“ also. Seine Frau Els war ihm auf Reisen stets eine gute Begleiterin und ist ebenso gerne unterwegs wie ihr Ehemann. Er gibt uns für unsere Weiterreise wertvolle Tipps. Seine Homepage ist: www.frestofun.nl Leider bleibt keine Zeit mehr für einen längeren Gedankenaustausch. Als ich den Zetor starte, ruft just in diesem Augenblick unsere gute Maria noch einmal an, um uns eine gute Reise zu wünschen. Wir hätten sie zu gerne einmal in ihrer Häuslichkeit aufgesucht, doch unsere oder besser gesagt meine Reiselust ist stärker und wir drembeln um halb Zehn los. Uns fallen die vielen Weiden auf, wo entweder Nandus, Alpakas, Strauße, jede Menge Ziegen oder auch Esel weiden. Da wir wissen, dass die Holländer Meister im Veredeln und Kreuzen sind, kann ich mir gut vorstellen, dass es hier auch Ziegesel gibt oder Staußandus. Nur Frau Antje bleibt unauffindbar. Nun gut, sie hat ja auch im Fernsehen genug zu tun und kann nicht vor jedem Drembel stehen, um den Touristen zuzuwinken. „Straat“ nennt man hier die Straßen. In Polen, das hatte ich vergessen zu erwähnen, sagt man zu Straßen „Ulica.“

Einfahrt in das Dörfchen "Beers"
Einfahrt in das Dörfchen "Beers"
Der unscheinbare Grenzübergang ins Nachbarland
Der unscheinbare Grenzübergang ins Nachbarland

Wir peilen den „Passantenhafen“ in „Neerpelt“ an, wo es einen Stellplatz für 8 Caravans geben soll. Strom, Wasser und Toiletten wären auch vorhanden. Wir hangeln uns per Navi von Ort zu Ort allein aus der Angst heraus, dass wir, wenn wir unser Fernziel eingeben, immer wieder auf Schnellstraßen geführt werden. Das ist zwar etwas mühsam, aber es funktioniert. Immer wieder überholen uns Autofahrer rechts, indem sie über Parkplätze fahren. Mal was anderes, aber nicht ungefährlich, da ich nun auch den rechten Außenspiegel im Auge haben muss. Diesel kostet in Holland im Schnitt um die 1,30 Euro. Das ist in Ordnung und Barbara tankt so randvoll, dass der wertvolle Kraftstoff auf den Tankstellenboden tropft. Verschwenderin! Da unsere Lebensmittel knapp werden, kaufen wir noch schnell in einem kleineren Laden in einem Dorf ein. Meine Augen strahlen sämig und vanillern, als ich endlich in einem Kühlregal den von mir heißgeliebten holländischen Pudding, auf Holländisch „Fla“ im Tetra-Pack entdecke. Da werde ich heute Abend aber in der weichen Masse schwelgen. Die Holländer verstehen es zwar nicht, hohe Berge zu besteigen, weil sich ihre Holzklompen zu schnell abnutzen, aber sie können Pudding kochen wie die Weltmeister. Es lebe der holländische Pudding dreimal hoch!

Belgien empfängt uns zwar sehr nass, dafür aber mit reichlich Blumen
Belgien empfängt uns zwar sehr nass, dafür aber mit reichlich Blumen

Über Nebenstrecken, die alle sehr gut ausgebaut und rüttelfrei sind gelangen wir über „Gemert“, „Helmond“, „Someren“ und „Maarheeze“ an die belgische Grenze, die wir aber gar nicht wahrnehmen, da der hölzerne Schlagbaum fehlt. Die Flamen sind sparsame Menschen und es gibt nicht viel Wald hier. Da wird eben jedes Stück Brennholz gebraucht. Birnen gibt es hier plantagenweise und große Felder, wo Porree und Karotten angebaut werden. Über „Budel“ kommen wir in die belgische Stadt „Neerpelt.“ Da wir keinen Hinweis zu dem bewussten Stellplatz finden können, fragt Barbara in einem Sonnenstudio nach. Sie erfährt, dass es viele Baustellen in der Stadt gibt und der Weg dorthin nur über Umwege zu finden ist. Wir finden nach einer halbstündigen nervigen Stadtrundfahrt endlich dieses (belgisch) „Kwartier“ in der Nähe einer (belgisch) „“Apotheek.“ Und dieses „Kwartier…ist…geschlossen. Wir fragen einen Passanten. Der schickt uns zu dem Ausweichstellplatz, den die Stadt zur Verfügung gestellt hat und finden ihn auch schon nach einer weiteren halben Stunde. Dann aber die Enttäuschung. Es gibt weder Strom, noch Wasser und auch keine sanitäre Anlage. So ein Mist! Nun bleibt uns nur noch die zweite Möglichkeit, einen Übernachtungsplatz zu finden, indem wir zu einem Campingplatz 15 Kilometer weiter fahren, den wir uns im Buch auch schon als Ersatzlösung angesehen haben, da er in der Nähe liegt, wenngleich auch im „Süden.“ Außerhalb des belgischen Ortes „Hechtel-Eksel“ liegt der große Campingplatz. Es ist Ferienzeit und es stehen nur noch drei leere Parzellen zur Auswahl. Wir schlendern im Nieselregen mit der uns mitgegebenen Stellplatzkarte über das ausgedehnte, saubere Gelände. Hütten wechseln sich mit Zelten und Caravans ab. Man könnte sich verlaufen ohne Wegweiser. Ich zumindest, da ich zeitlebens eine schlechte Orientierung habe. Aber meine mitgelaufene Scouteuse ersetzt so manchen Blindenhund und ich habe keine Sorge, wieder zum Eingang und zum Gespann zurück zu finden. Unsere Personalien werden in den Computer an der Rezeption eingegeben und wir erhalten gegen eine Pfandhinterlegung von 10 Euro die Schrankenkarte. Als wir mit 5 km/h über den Platz tuckern, bekommen wir von vielen Urlaubern spontan Beifall und alle winken uns begeistert zu. Ich biege vorsichtig auf das schmale Wiesenstück ein und hänge den Trecker sogleich ab, weil unsere Gesamtlänge sonst zwei Plätze einnehmen würde. Sofort sind wir umringt und die etwa 300 Camper genießen diese seltene Abwechslung. Die Belgier sind sehr nette und offene Menschen, mit denen wir auch sofort gut in Kontakt kommen. Hier wird entweder Flämisch oder Französisch gesprochen oder beides im Mischmasch. Einige sind aber auch der deutschen Sprache mächtig, besonders der freundliche Besitzer des Platzes, der uns alles, was hier von Wichtigkeit sein könnte gut erklärt hat. www.lagekempen.be Das Gute an diesem Stellplatz ist aber, außer dass wir ihn weiter empfehlen können, dass die zentrale Toilettenanlage direkt gegenüber des schmalen Durchfahrweges liegt, keine zwanzig Meter entfernt. Das kommt meiner malträtierten Blase zur Zeit sehr entgegen, da sich meine verdammte Uretherschiene immer wieder und in kürzeren Abständen als noch vor einigen Tagen unangenehm durch ein heftiges, schmerzhaftes Ziehen und Blasendruck bemerkbar macht.

Der Abend bringt wenig Neues. Ich sitze wie immer am Laptop und Barbara liest ihren Wälzer weiter. Es ist ein Buch von Hans-Magnus Enzensberger mit dem Titel: “Ach, Europa.“ Ich halte dem entgegen und sage: „Der Himmel ist Europa!“

1 Kommentar zu „Belgien – 25.07.11“

  1. Hallo Weltbummler Barbara und Christian,
    12 Tagen nach unsere beeindruckende Begegnung sind WIR schon wieder zuhause. Nach ein Internet-arme Zeitspanne war einer der erste tätigkeiten: PC aktivieren und Ihre Seite (zumindest teilweise) anschauen. Nächste Schritt: Festlegen bei unsere Favorieten damit wir Sie ‚Auf den Spur bleiben‘.
    Unsere leider zu kurze Begenung hat dazu geführt das Els ernsthafte Untersuchung durchführt ob wir unsere Wohnungsmietvertrag Kündigen und mehr oder weniger in Ihren Spuren treten, sei es mit unsere etwas rapidere Wohnmobil. Nicht die gleiche tour aber Monaten lang Kreuz und Quer durch Europa.

    Sie ‚Lobten‘ die Holländische unmenge „Verkeerdrempels“. Unsere Slowenische Freund Robert lernte uns das diese Drempels in Slowenien als ‚Schlafender Polizist‘ benennt werden…

    Wir fühlen tief in unseren Herzen das wir uns Irgendwann, Irgendwo nochmal begegnen.

    Warme Grüsse aus Landgraaf, Nederland,
    Fred & Els
    (Entschuldigung für unsere „Steinkohlen Deutsch“, wir hoffen Sie kommen damit zurecht.)

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

eins × zwei =

*

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.

Nach oben scrollen