7. Juli
„Wenn man vor einem Abgrund steht, sollte man auch den Mut haben, hinunter zu schauen!“ „Die Tiefe wird nicht flacher durchs Wegsehen!“ Manchmal fällt mir spontan solch ein Satz ein, so wie heute wieder. Oft drücke ich mich in Metaphern aus, besonders in meinen lyrischen Gedichten und Aphorismen. Wichtig aber ist, dass ich mich selbst noch erkenne und …verstehe. Halb Sieben betritt die kleine Prüfungskommission mein Krankenzimmer.
Sandra ist die Ruhe in Person und erledigt alle anfallenden Aufgaben, soweit ich es beurteilen kann, professionell. Jeder Handgriff sitzt. Die Prüferinnen scheinen auch zufrieden zu sein mit ihrer Leistung. Ich wünsche ihr eine besonders gute Examensnote. Die nächsten Stunden des Tages schleppen sich dahin. Ich trinke sehr viel und esse fast nichts. Kein Appetit. Die Durchfälle lassen nach. Ich bekomme wieder Infusionen, sogenannte Elektrolyte, um meinem Körper die nötigen Spurenelemente zuzuführen.
Wenn ich kurz auf dem Stationskorridor hin und her gehe, spüre ich die Schwäche in meinen Beinen. Die zwischen rechter Niere und Harnleiter liegende Ureterschiene spüre ich Gott sei Dank nicht bei Bewegungen. Das würde ich im nächsten Vierteljahr auch nicht gut aushalten wollen bei den traktoralen Erschütterungen. Ich möchte unterwegs nicht ständig an meine Behinderung erinnert werden.
Morgen, am Freitag, will der Urologe, der den Eingriff vorgenommen hat, wieder zur Visite mitkommen. Er hat mittwochs und donnerstags in anderen Städten weitere Praxisstellen und ist nur montags, dienstags und freitags hier im Haus.
Hoffentlich hat er gute Nachrichten für mich.