Deutschland – 09.07.11

9. Juli

Um Acht holt mich Mario ab. Die Entlassungspapiere sind fertig und ich bin wieder frei. Frei von den Plagen der letzten Tagen, aber noch nicht befreit von meinem Harnleiterstein. Immerhin! Wir sind in 10 Minuten am Campingplatz. Die Sonne lacht, es ist trocken und sehr angenehm im Schatten der Bäume im gepolsterten Liegestuhl zu sitzen und nichts zu tun. Wir frühstücken alle zusammen, bevor sich die beiden Bremer auf die Weiterreise begeben. Mir geht es gut wie schon lange nicht mehr und ich bin in heiterer Stimmung.

Lecker, so ein Grillmittag!
Lecker, so ein Grillmittag!

Wir fahren später noch zu einem Supermarkt und einer Metzgerei und decken uns für ein Grillvergnügen für den Mittag ein. Unser Elektrogrill lässt hier die Sicherung nicht heraus springen und es gibt wunderbares, frisches Schweine -und Putenfleisch. Barbara hat einen Kartoffelsalat vorbereitet und Tanja hat einen hervorragend schmeckenden Gurkensalat hergestellt. Auch frisches Baguette gibt es und allerlei schmackhafte Beilagen. 

Ich fühle mich gut und genieße meine wiedererlangte Freiheit. Um kurz vor Zwei dann schlägt mir das Herz plötzlich bis zum Hals. Ich messe die Pulsfrequenz: 140-162 Schläge in der Minute.  Schnell, kleinschrittig, mal verwaschen, mal druckpulsmäßig, arhythmisch, aussetzend, unregelmäßig. Ich sitze ganz ruhig in meinem Stuhl, habe mich nicht angestrengt, bin auch innerlich ausgeglichen und verfolge mein Herzrasen eine Weile, bevor ich mich bei den anderen melde. Auf dem breiten Bett im Bauwagen liegend trinke ich ein paar Schlucke kaltes Wasser und warte ab.  Der Blutdruck pendelt auch ständig auf und ab und zeigt mir auf dem Unterarmmessgerät unmögliche Werte an. Ich habe einen dumpfen Druck in der Brust und versuche mittels autogenem Training meinen Herzschlag zu beruhigen. 

Gegen 19 Uhr ist mein Herz noch immer im Marathonlauf. Barbara telefoniert mit einem Arzt und bekommt die Auskunft, bei diesen geschilderten Symptomen möchte ich doch bitte gleich ins Klinikum nach Kyritz zur Notaufnahme fahren. Da bin ich gerade heute Morgen hergekommen. In großer Eile wird meine gerade ausgeräumte Tasche wieder gepackt. Alle sind aufgeregt. Ich inzwischen auch. Im Klinikum angekommen, werde ich umgehend von einer jungen Kardiologin auf Herz und Puls untersucht. Dann wird mir ein venöser Zugang gelegt und ich bekomme unter anderem ein herzstärkendes und den Pulsschlag verringerndes Medikament injiziert. Nach wenigen Minuten schlägt das Herz fast wieder im gewohnten Takt. 60-70 Schläge pro Minute. 

Das Dach bedarf einer nochmaligen Inspektion durch Mario
Das Dach bedarf einer nochmaligen Inspektion durch Mario

Und dann…geht es zur Aufnahme auf die Innere Abteilung. Eine Schwester der anderen Station begegnet mir auf dem Flur und staunt, dass ich schon so früh wieder „Heimweh“ nach dem Krankenhaus habe. Ich finde keine Entgegnung und schweige. Danach folgen einige Laboruntersuchungen. Ein Dreibett-Zimmer ist nur mit einem älteren Herrn belegt. Er war früher Hausschlachter in Pyritz und Umgebung und wir führen intensive Gespräche rund um die Wurst.

An der Wand eine Reproduktion vom guten, alten Vincent. Letzte Woche verbrachte ich ein paar Tage mit Gustav Klimt. Eine rumänische Ärztin fragt spät abends nach meinem Befinden und geht bald wieder. Die Nachmittagssonne hat den Raum mächtig aufgeheizt, so dass ich es vorziehe, ohne Zudecke zu schlafen.  

Die Nacht verläuft ereignislos.

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