11. Juli
Ich soll nüchtern bleiben. Dabei trinke ich morgens nie Alkohol. Eine Sonographie des Herzens und der inneren Organe steht an. Der smarte Kardiologe ist aufgeschlossen und berät mich medizinisch ausgezeichnet. Die Därme grummeln schon wieder, aber in einem anderen Timbre als in der letzten Woche. Der gesunde Hunger meldet sich und das halte ich für ein gutes Zeichen. Dann wird mir gegen Mittag ein Dauer-EKG angelegt und noch mal ein Urikult zum Brutschrank gebracht. Sicher ist sicher. Ich möchte möglichst ohne pathogene Keime die Weiterreise antreten.
Barbara hat sich am Campingplatz für 7 Euro ein Mietrad besorgt und fährt damit die drei Kilometer zum Wusterhausener Bahnhof, um Puste zu sparen. Dann geht’s mit dem Bummelzug weiter. Um 13 Uhr ist sie schon bei mir und hat auch den von mir gewünschten Laptop dabei. Ich habe sehr viele Tage nachzutragen. Nur sind es seit dem 4. Juli leider keine Reiseberichte mehr. Das wird bald wieder anders sein, wie mir der Facharzt versichern konnte. Noch ein, zwei Tage und ich könnte, wenn nichts weiter anliegt entlassen werden.
Zum zweiten Mal. Alle guten Dinge sind eben manchmal Zwei. Ich habe ja auch zwei-, ja sogar dreimal hier geschrien mit meinen drei Krankheitsereignissen. Mein guter alter Hausarzt, der mir über dreißig Jahre die Treue gehalten hat, pflegte in so einem Fall immer zu sagen: „Manche Leute haben Flöhe und manche Läuse und manche haben beides zusammen!“ Ich gehöre der letzteren Randgruppe an. „Ein herzliches Hallo an dieser Stelle, Herr Dr. med. Gerhard Euler!“ Ich erinnere mich jederzeit sehr gerne an Sie!
Barbara besucht mich kurz nach dem Mittagessen und wir besprechen die weiteren Tage. Ich glaube, sie hat ein wenig Angst um mich. Braucht sie aber nicht. Ich fühle mich wieder recht gut und werde die nächsten Reisemonate unbeschadet überstehen. Da bin ich ganz sicher.
Ich telefoniere mit meinen Eltern, die sich auch große Sorgen um mich machen. Ich kann sie beruhigen. Das Leben hat mich wieder!