Deutschland – 21.07.11

21. Juli

Ein neuer Tag, ein neues Ziel! 85 Kilometer sollen es heute nur sein. Das Navi ist eingestellt und die Landkarte liegt griffbereit innen an der Frontscheibe eingeklemmt. Die Seniorchefin des freundlichen Gasthofes scheint neugierig geworden zu sein und besucht uns noch vor unserem Frühstück am Bauwagen. So rüstig und geistig vital möchte ich gerne auch noch mit 84 Jahren sein. Dann aber werfe ich den Motor an. Wie gut, dass wir ein neueres Modell fahren, das wir nicht ankurbeln müssen. Sonst wäre die Kraft, die man für einen Fahrtag braucht, schon morgens verpufft. Barbara hat das Navigationsgerät auf den nächsten Ort eingestellt, um abzukürzen. Trotzdem stehen wir schon nach wenigen Minuten vor dem Ortseingansschild der Stadt Espelkamp. Teufel auch! Dann meldet sich die freundliche Stimme, Karin heißt unsere anonyme Reisebegleiterin, und flötet:“ Nach 50 Metern biegen Sie links ein!“ Nun gut, ‚flötet’ ist etwas übertrieben. Wir haben ihre Stimme auf 100% Lautstärke eingestellt, damit man wenigstens die wichtigsten Hinweise versteht. Doch meine liebe Begleiterin schreit plötzlich: „Das Ding spinnt doch!“ „Fahr rechts rein!“ Ich beuge mich meiner Zuchtmeisterin, kneife die Augen zusammen und sehe schon von weitem das Schild: City! Wir kommen nicht weit. Die Straße wird enger und belebter und auch das neue Kopfsteinpflaster bremst meinen Gasfuß. Am nächsten Kreisel drehe ich um und fahre ohne Worte zum Ausgangspunkt zurück, um dann Karin zufrieden zu stellen. So geht das immer mal wieder mit den beiden Routenplanerinnen. Die eine will mich nach links schicken, die andere, leibhaftige bugsiert mich nach rechts. So stehe, bzw. sitze ich oft zwischen zwei heißen Stühlen, bzw. zwischen zwei sich mit der ganzen Kraft der weiblichen Stimme übertönen wollenden Frauen. Ich bin dann schon ein paar Mal aus Trotz (oder war es die pure Angst, zu überleben) einfach geradeaus gefahren. Abgewatscht worden bin ich dann zwar von beiden, aber mein Protest hat mich wieder ruhiger werden lassen.

Gründliche Inspektion durch die Verwandtschaft
Gründliche Inspektion durch die Verwandtschaft

Die Straßen hier oben in Westfalen sind breit, geradlinig und verkehrsarm. Es stehen mitunter mehr Pferde auf den Weiden als Menschen an den Bushaltestellen. Schneebedeckte Berge sind auch heute nicht in Sicht und so kommen wir gut voran. Es geht über den Ort „Heithöfen“ in den Teutoburger Wald. Die Steigungen schafft der Zetor im größten, dem 10. Gang spielend. Wir befinden uns zeitweilig im Landkreis Bad Essen und genießen die ruhige Fahrt. Die Stadt Warendorf liegt auch um die Ecke, wo wir vor zwei Jahren mit Freunden einmal ein ganz besonderes nachhaltiges Erlebnis auf der Durchfahrt mit einem Mietwagen hatten. In Melle legen wir ein Päuschen ein und trinken in einer „Stehbäckerei“ eine Tasse tiefschwarzen afrikanischen Kaffee, den berühmten „Kaffee Togo.“ Bad Rothenfelde streifen wir nur am Rande, ebenso Bad Laer. Hinter den Orten Glandorf und Westendorf taucht endlich unser Zielplatz am Straßenrand auf. Heute ist es ein Stellplatz bei einem Hotel in Ostbevern-Loburg. Und wie es der Zufall will, hat auch dieser Gastronomiebetrieb so wie der andere gestern heute Ruhetag. Wir sprechen bei der Hotelinhaberin trotzdem vor, die mit ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen eifrig in der Großküche herumwuselt. Natürlich können wir über Nacht bleiben, meint die Lebensfreude ausstrahlende, junge Hotelchefin. Auch mit einer Toilette oder Dusche gäbe es keine Probleme. Wir dürften ein Hotelzimmer benutzen und bekommen auch sogleich einen Schlüssel fürs Haus und für das betreffende Zimmer. Das ausgedehnte Hotelgelände und auch das Hauptgebäude macht einen ausnehmend positiven Eindruck. Alles ohne Ausnahme ist topp gepflegt und man merkt, dass in diesem Familienbetrieb „Zuch“ dahinter ist. Wie wir sehen, sind alle Mitarbeiter auch heute, am Ruhetag emsig in der Küche beschäftigt und bereiten irgendein großes Fest vor. Wer hat denn nun Ruhetag fragen wir die gastfreundliche Chefin, Frau Mersbäumer? Unsere Gäste, gibt sie lachend zur Antwort und verschwindet wieder eilfertig in den Küchenräumen. Später erfahren wir von ihr, dass sich in jedem Jahr im Juli viele regionale Gastronomen zusammentun, um in der Stadt Münster viele tausend Menschen unter dem Slogan „Münster verwöhnt“ lukullisch zu verwöhnen. Auch allein der „Gasthof Mersbäumer“ erwartet Morgen über 120 Gäste in Loburg. Daher also die Beschäftigkeit. Die Mitarbeiter grüßen uns freundlich und machen einen zufriedenen Eindruck trotz des Arbeitsdruckes. Hinterm Hotel stehen wir auf sauberem Betonboden neben einer Rasenfläche. Strom und Wasser nahebei. Hier kann man sich wirklich wohlfühlen und wir beschließen spontan, hier einmal mit Freunden im Winter ein langes Wochenende zu verbringen. Wir laufen nach dem Abendessen noch ein paar Kilometer ins nahe Feld und beschauen uns die großen Bauerhöfe und die reifen Weizenfelder. Die Chefin kommt am Abend nach getaner Arbeit noch auf einen Sprung in den Bauwagen und verspricht, uns Morgen früh das Hausprospekt mitzubringen.

Über www.mersbaeumer.de kann man das Hotel online betreten und sich einlesen. Schön ist es einfach hier!

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