Keine Presse, keine Verabschiedung, einfach losfahren. Um Neun haben wir Calw schon verlassen. Wir peilen einen Campingplatz in Gundelsheim am Neckar im Landkreis Neckar-Odenwald an. Doch es sind bis zum Zielort ganze 105 Kilometer. Ob wir das heute schaffen? Es soll noch heißer als gestern werden. Bis 27 Grad hat der Wetterfrosch vorausgequakt. Das kann ja heiter werden! Wir kommen in den Landkreis Böblingen und Ludwigsburg und durchzuckeln die Orte Merklingen (wo schon wieder 14% Gefälle angezeigt werden), Aberschlacht, Hausen, Heimsheim, Weissach, Eberdingen, Großgartach, Kirchhausen, und Pinache. In fast jedem Ort sehen wir große Hinweisschilder auf die hiesigen Besenwirtschaften, die ihren neuen Wein und warmen Zwiebelkuchen anbieten. Wir sind im Kraichgau. Doch wir haben unsere Stullen dabei und machen irgendwo in einem Waldstück Rast. Es macht wenig Spaß, durch den Schwarzwald mit dem Trecker zu fahren.
Fast keine Straße hat weniger als 5% Neigung. Zum siebten Mal muss ich heute beim Abstieg von den Bergen den zweiten Schnellgang einlegen. Das ist in Norwegen und in Frankreich nicht so gewesen. Alle Achtung! Die Schwarzwälder haben vorgesorgt, dass nicht jeder Fremde so ohne weiteres in ihr Ländle gelangt. Zu Fuß kein Problem, mit einem Aufsitzrasenmäher ebenso wenig, doch mit einem 6,5 Tonnen-Gespann… Wir rauschen an Böblingen vorbei, durch die Orte Illingen, Hohenhaßlach, Ochsenbach und Frauenzimmern. Die Landschaft zeigt irgendwann ein anderes Gesicht. Die riesigen Obstplantagen und die endlosen Maisfelder weichen Weinbergen und Sonnenblumenfeldern. Die Straßen und die Ortsdurchfahrten werden enger und noch steiler. Ich fluche schon lange nicht mehr. Zu sehr bin ich damit beschäftigt, die richtigen Gänge rechtzeitig zu berechnen, denn das Rückwärtsschalten bergab ist nach wie vor bei dem unsynchroniesierten Getriebe und en doppelten Kuppeln nicht einfach. Schaltet man zu schnell, lässt sich der jeweilige Gang nur krachend einlegen. Schaltet man zu langsam, nimmt das Gespann im Leerlauf zu schnell Fahrt auf. Doch ich finde immer einen Kompromiss. Barbara sagt schon lange nichts mehr.
Sie hat sich auf Hollands Trempelstraßen am wohlsten gefühlt, gab es dort doch keine höheren Erhebungen wie nur den Käseberg und den Busen von Frau Antje. Wir durchqueren noch Großgartach, das aber eher klein ist und Kirchhausen, bevor wir endlich gegen 16 Uhr in dem schönen Ort Gundelsheim am Neckar ankommen. Wir finden den Campingplatz sofort. Viele Plätze sind nicht mehr belegt und wir können uns unmittelbar in die Nähe des Flusses stellen. Unsere nächsten Nachbarn sind eine Sintifamilie aus Borken bei Kassel, die hier in ihren Wohnwagen den Sommer verbringen.
Sie sind höflich und nett und freuen sich, dass durch unseren Bauwagen Kindheitserinnerungen wach werden. Da es noch recht früh am Abend ist, gehen wir zur Ortsmitte, die nur 500 Meter entfernt ist. In einem türkischen restaurant können wir fürstlich speisen. Der Wirt ist sehr stolz auf seinen echten Döner aus Kalbfleisch. Da kann er auch. Es schmeckt vorzüglich und wir bekommen auf Kosten des Hauses noch einen scharfen türkischen Raki kredenzt. Bis zu meinem Geburtsort Lauterbach sind es immer noch 205 Kilometer. Wir glauben nicht, dass wir die Strecke bis Freitagmittag schaffen können. Ab 12 Uhr, wie wir hörten, können wir in Lauterbach auf dem öffentlichen Stellplatz an der Bleiche keinen Strom mehr bekommen. Wir werden improvisieren müssen. Doch erstens kommt es anders…
HALLO IHR ZWEI GLOBETROTTER,
ich (wir) freuen uns wirklich ganz fürchterlich, das ihr so kurz vor eurem Endziel seit, nämlich wieder zu Hause in eurem schönen Haus in Carlsdorf, dort wo ihr in den nächsten Wochen euren „JETLAG“ auskosten könnt. Wird vielleicht nicht so ganz einfach sein… Ihr seit ja morgen, am Freitag, den 30.09.2011 in Lauterbach und es werden sich einige Menschen freuen euch wieder zu sehen, vorallendingen freuen sich Mama und Papa! Mama ist schon ganz aufgeregt und kann es kaum erwarten euch in die Arme zu nehmen. Na, ja ein halbes Jahr kann sehr lange sein und es ist ja auch viel in dieser Zeit passiert. Wir wünschen euch jedenfalls ganz schöne Stunden in Lauterbach und genießt die Zeit.
Bis später
s`Brüderle und Uschi
Na, hoffentlich kommt jetzt was Positives, Ihr habt mehr als nur schönes Wetter verdient!!!
Ich verfolge täglich, wie es weitergeht.