Finnland – 01.06.11

01. Juni

Auf einem Naturparkplatz nicht weit von Helsinki
Auf einem Naturparkplatz nicht weit von Helsinki
Risto ja (und) Paula aus Kouvola
Risto ja (und) Paula aus Kouvola

Schon um Acht kommt Eeva durch das kurze Waldstück zu unserem Stellplatz ganz aufgeregt angerannt. Jetzt habe sie das passende Kennwort und ich könne online gehen. Heute Nacht um Ein Uhr habe sie ihr Sohn angerufen und ihr das Kennwort mitgeteilt. Ich freue mich riesig und gehe mit Barbara eiligen Schrittes mit meiner prall gefüllten Laptoptasche in das Gebäude der Rezeption. Eeva freut sich mit uns. Wir starten und …kommen wieder nicht ins Netz. Alle Versuche scheitern. Auch Eeeva selbst bekommt keine Verbindung mehr ins Internet. Das könne schon mal vorkommen hier, meint sie bedauernd. Hier, weit ab vom nächsten Sender wäre das Signal oft zu schwach, so dass sie selbst nicht surfen kann. Wieder nichts! 

Wir trinken aus einem Pappbecher einen starken „Kahfi“ (Kaffee) am Tresen. Überall müssen wir uns kratzen. Die „Stecher“ sind wieder mal unterwegs. Bis Halbelf warten wir dann auf unseren Klappstühlen neben dem Bauwagen sitzend auf die Presse. Ich notiere mir noch vor den Plumpsklos die aufgemalten Bezeichnung der Geschlechter. „Naisille“ heißt für ‚Damen’ und „Miehille“ für ‚Männer.’ Und ich dachte schon, es wären die Namen der finnischen Architekten gewesen, die dieses Kleinod in den Wald gesetzt haben. Wir wollen endlich losfahren, geht es ja schon auf den Mittag zu. 

Eeva bekommt einen Anruf von der örtlichen Presse. Die teilen ihr mit, dass zur Zeit niemand kommen könne wegen des Berichtes und sie möchte doch die Fotos mit ihrer eigenen Kamera selber machen und sie dann per Email den Redakteuren zuschicken. Umsonst gewartet! 

Freundliche Nachbarn sind immer willkommen (Campingplatz in Kouvola)
Freundliche Nachbarn sind immer willkommen (Campingplatz in Kouvola)
"BITTE BEI AUFSTEHEN DEN HAHN AUFPASSEN !"
"BITTE BEI AUFSTEHEN DEN HAHN AUFPASSEN !"

Nach der sehr herzlichen Verabschiedung und dem ausgiebigen Nachwinken verlassen wir dieses wunderschöne Fleckchen Erde und geben Gummi. Nur 60 Kilometer sind heute zu tuckern. Punkt Zwei stehen wir an der Anmeldung auf dem Campingplatz in der Stadt „Kouvola.“ Uns schon bekommen wir Besuch. Risto und Paula, das Ehepaar, das wir vor einigen Tagen bei einem Tankstopp in „Pudasjärvi“ getroffen haben, machen uns ihre Aufwartung. Die beiden haben Kuchen mitgebracht und wir sitzen schon nach 15 Minuten in der Runde zusammen und „schnuddeln“ auf englisch, was das Zeug hält. Sie sind wirklich sehr sympatisch. Als „Gastgeschenk“ haben sie uns außer einer Schale Erdbeeren und Saftgetränken noch einen Zeitungsartikel vom 26. Mai mitgebracht, den sie zufällig in der dortigen Tageszeitung gefunden haben. Es zeigt einen etwas verkrampft hockenden Mann am Steuer eines Traktors irgendwo auf der Landstraße und eine bequem daneben sitzende Sozia. Es ist inzwischen der 13. Artikel über unsere Reise, seitdem wir abgefahren sind.

Der Campingplatz hier ist nicht überlaufen, aber die meisten Gäste hier lernen wir innerhalb der nächsten Stunden kennen. So ist es, wenn man mit einem solch auffälligen Gespann unterwegs ist. Hilfsbereite Finnen helfen uns, die beste Strecke auf dem Weg in die Hauptstadt am nächsten Tag zu finden. Gar nicht so einfach, wenn überall Autobahnen lauern. 

Ich habe schon lange nichts mehr von den Toiletteneinrichtungen in Finnland geschrieben. Oder doch? Ist halt ein spannendes Thema. Also: Ich besuche das Örtchen, öffne die Türe und stoße mich fast an der unmöglich platzierten Brausearmatur für „Klarspüler“, die seitlich in den kleinen Toilettenraum hinein ragt.  (Es gibt übrigens nur Tiefspüler in ganz Skandinavien) Ich nenne diese Art der Reinigung auch schon mal „Fast-Cleaning“ oder „“After-Happening“ oder auch schlicht „Spezial-Care-Makeup.“ Nichts für „Weichspüler!“ Und dann kommt’s!  

Wasser zapfen
Wasser zapfen

Als ich mich niedergelassen habe, stoßen meine Augen auf einen fett geschriebenen Hinweis an der Innentür. Darauf steht tatsächlich: „BITTE BEI AUFSTEHEN DEN HAHN AUFPASSEN!!“ Mir ist gottseidank nichts passiert. Ich hatte meinen Hahn immer im Auge. Man muss halt höllisch aufpassen im Ausland. Sogar hier im „Secret-Corner.“ 

Hier klappt auch die Internetverbindung reibungslos. Ich sitze draußen in der Sonne und gehe auf „upload.“ Zwölf Tage sind nachzutragen und das hält auf. Es ist Mitternacht vorbei, als ich die Verbindung kappe. Geschafft! Die surrenden Insekten lassen mich nur schwer in den Schlaf kommen. 

Ich träume von Flugzeugen. Dazu einen Text von mir:  

Der Traum von Fliegen

Zum Albtraum wird
die Wirklichkeit
wird man von ihnen
des nachts gestochen.

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