Schon wieder ein „Faulenzertag.“ Da nichts anders anliegt außer Schlemmen, Rumgammeln, Trinken, in die Luft gucken, den Feigen beim Herunterfallen vom Baum zusehen und den Leuten fleißig Auskunft geben, die alle Viertelstunde um den Wagen herumstehen. Wir haben uns heute Morgen ein noch warmes, knuspriges Baguette von nebenan besorgt und streichen fingerdick die rahmige, gesalzene Butte darüber. Das hält so lange an, bis wir uns entschließen, dem Städtchen unten noch einen Besuch abzustatten. In einem Blumenladen kaufen wir eine Zimmerpflanze für Veronique und überreichen es ihr als kleine Geste der Dankbarkeit, weil sie uns so herzlich und hervorragend betreut. Ihr kleines Büro liegt in einem sehr alten, großen Haus, in dem gerade eine Kunstausstellung stattfindet. Uns ist aber eher nach Kühle und nach einem Eis zumute.
Wir sitzen wenig später auf netten Stühlen am Trottoir vor einem Restaurant und lassen uns einen leckeren Eisbecher munden. Eine Schweizerin, die hier schon lange lebt und am Nebentisch ihren Saft trinkt, gibt uns ein wenig Auskunft über Land und Leute. Zum Eis wird uns automatisch ein Glas mit kaltem Wasser daneben gestellt. Das scheint hier so Usus zu sein und es löscht nach dem süßen Eis den Durst ganz gut. Festgestellt haben wir, dass in Frankreich fast alles ein wenig teurer ist als bei uns.
Auch der Wein in Flaschen ist nicht ganz billig. Lediglich das 5-Liter-Gebinde eines trockenen Landweines schlägt nur mit 12 Euro zu Buche. Da unser kleiner Froster aber für Massentrinker keinen Platz hat, beschränken wir uns auf Normalgröße. Brühwarmer Wein schmeckt einfach furchtbar. Dann gehen wir in ein Lebensmittelgeschäft, besorgen uns eine grüne Melone und eine Portion Feldsalat, den wir heute Abend, wenn der kleine Hunger kommt mit zwei Schnitzeln verzehren werden. Das Internet hier ist wirklich grausam.
Ich muss, um einigermaßen Empfang zu bekommen, auf einer Bank vor der Rezeption sitzen. Das ist nicht weiter tragisch. Doch alle 20 Minuten werde ich aus dem Netz rausgeworfen und kann mich dann erst nach etwa 45 Minuten wieder einloggen. Das ist echt ätzend, da ich immer noch 6 Tage nachzuholen habe, was das Setzen von Fotos angeht. Wir haben uns etwas Besonderes für den kommenden Tag ausgedacht. Veronique muss mal wieder helfen. Wir können uns noch heute ab 18 Uhr bis Morgen 18 Uhr einen Leihwagen mieten. Das wäre doch die Gelegenheit, einmal die nur 25 Kilometer bis nach Narbonne Plage, ans Mittelmeer zu brausen.
200 km sind frei. Kurz nach 17 Uhr fangen wir per Trecker mit der Suche nach dem „Rent a car-Shop“ an. Nochmals müssen wir die Gute telefonisch behelligen, da wir die Straße nicht finden. Dann geben wir trotzdem fast auf, als ich mit einem Seitenblick am Straßenrand einen geparkten weißen Nissan Note“ stehen sehe. Genauso ein Auto wurde uns offeriert. Und schon kommt ein freundlicher Herr aus dem Autoverleih und fragt, ob wir Madam und Monsieur Boeuff seien. Das sind wir und wir schließen einen Vertrag ab. Nach 10 Minuten steigt Barbara in den Neuwagen ein und schleicht vor mir her, damit ich auch ohne sie auf dem Beifahrersitz des Treckers den Campingplatz wiederfinde.
Mein ganz persönliches Ortungssystem hat noch nie zufriedenstellend funktioniert. Nicht mal in der eigenen Wohnung, wenn Barbara zum Beispiel wieder mal eingefallen ist, dass die Küchenbrettchen besser ganz oben rechts im Schrank untergebracht sind als wie seit Jahren unten links. Da habe ich schon mein Tun. Ich inspiziere den Kleinwagen, der aber 75 PS unter der Haube hat und gerade einmal über 10000 km gelaufen ist. Morgen werde ich ihn auch mal fahren, zum Meer runter und ein wenig über Land in einem unauffälligen Fahrzeug mit französischem Kennzeichen. Sogar eine Klimaanlage hat der Nissan, wie ungewohnt.
Da kann ja nichts schief gehen. Bevor wir am frühen Morgen losschaukeln, werden wir uns noch die hiesige Tageszeitung kaufen, wo der Bericht über uns drinstehen soll. Die SAT-Schüssel kann ich auch nach vielen Versuchen in die Neigung und in die Richtung bringen, dass wir oder besser gesagt Barbara heute mal fernsehen kann. Ich schlage mich derweil wie immer mit dem Internet herum und bin deswegen nicht gut gelaunt.
Um 22 Uhr fällt plötzlich der Strom aus. Immer wieder mal war uns das unterwegs passiert. In Nordfinnland hatte ich die eine Steckverbindung, die direkt in den Wagen führt und lose war, repariert. Alle Kabelverbindungen sind aber richtig fest angeschlossen. Aber es bleibt dunkel.
Mit unserer starken Stablampe schraube ich vor der Tür alles nochmals auf. Alles in Ordnung und ich ziehe die Schräubchen wieder fest. Dann haben wir wieder Licht und der Fernseher fängt auch wieder an zu brummen. Ich habe keine Erklärung dafür und setze mich bis 23 Uhr alleine in den Liegestuhl hinter den Wagen und lasse Gott einen guten Mann und Barbara eine gespannte Fernsehkonsumentin sein.