31. Juli
Wir schlafen aus. Erst um Acht werden wir wach. Eine eher ungewöhnliche Aufstehzeit für uns. Um Neun hat sich Barbara mit zwei Trommeln Wäsche angemeldet. Es sind Hochleistungsmaschinen, die die Wäsche schon nach einer Dreiviertelstunde wieder ausspucken. Nur einen Trockner gibt es nicht. Ich spanne zwischen Fahrzeug und Bauwagen Leinen und alle Wäscheteile finden irgendwie Platz.
Nun sieht es wirklich wie in einem Zigeunerlager aus, aber die anderen Camper stören sich nicht daran. Manche haben auch heute ihren Großwaschtag und überall flattert die Wäsche im Wind. Wir entspannen uns sehr ausgiebig von den letzten Fahrtagen, wo wir etwa 500 Kilometer weit gekommen sind und lassen Gott einen guten Mann sein. Zum Baden haben wir trotz der Wärme aber keine rechte Lust. Unten auf einer Betonmauer gegenüber der Rezeption kann ich endlich online gehen. Es ist nicht sehr bequem auf dem rauen, kalten Stein zu sitzen. Viele Mails haben wir bekommen. Am liebsten möchte ich allen sofort antworten, aber zuerst setze ich die letzten 12 Tage in unseren Blog. Zum Bildereinfügen fehlt dem Laptop nach einiger Zeit der Strom und ich muss im Wagen nachladen. Zum Mittag gibt es Schinkennudeln mit geschnittenem Edamer, Meerrettich aus dem Glas und Krautsalat. Eine seltsame Mischung, aber der Hunger ist stärker. Mit einigen wenigen Campern kommen wir ins Gespräch und erklären unsere Reise. Dann genießen wir stundenlang im Liegestuhl die Nachmittagssonne. Am Abend hänge ich die getrocknete Wäsche von den Leinen und Barbara hört sich beim Bügeln eine CD von Bernhard Brink an. Ich flüchte wieder in meinen Liegestuhl und plane die morgige Strecke. Beide ADAC-Camping- und Stellplatzführer weisen keinen Platz zum Übernachten in einer Entfernung von cirka 80 Kilometern auf. Erst in 125 Kilometer Entfernung gibt es wieder einen Stellplatz, der aber auch nicht direkt auf unserer Route liegt. Die junge Frau an der Anmeldung weiß Rat. Bei „Ervy-le Chatel“ gäbe es einen Campingplatz. Das sind nach Berechnung des Navis 98 Kilometer. Da müssen wir aber früh aufstehen, wollen wir nicht in der größten Hitze zerschmelzen. Ach, beinahe hätte ich’s vergessen zu erwähnen. Es existieren auf unserem Platz drei Toiletten für Herren. Soweit, so normal. Aber eine davon ist als Stehtoilette ausgebaut und blitzsauber. Ich schwanke, ob ich nicht mal einen Versuch wage, selbigem Örtchen meine Referenz zu erweisen. Nur habe ich keine Kenntnis darüber, ob man bei Aktionen in Richtung der Tür beim Stehen blickt oder zur Wand. Oder etwa seitwärts? Nirgendwo eine Erklärung oder ein Warnschild. Jedenfalls, vielleicht mache ich auch nur ein schönes Foto von dem Stehklosett fürs Internet. Ich habe schon lange keine „Klogeschichte“ mehr geschrieben. Irgendwie fehlt’ s mir. Die Menschen, die mich näher kennen, werden meinen Entzug verstehen. Die Sonne scheint noch am Abend mit großer Kraft und der Bauwagen hat sich auf 28 Grad aufgeheizt.
Uns Globetrottern kann man aber gar nichts Recht machen. Am Nordkap zu kalt, in Frankreich zu warm. Wo gibt es das „laue“ Land, das über das ganze Jahr hinweg eine gleichbleibende Temperatur von 20 Grad hat? Morgen werden wir nördlich der Stadt „Auxerre“ stehen. Hoffentlich finden wir eine Elektrowerkstatt oder einen Markt, wo wir notfalls alle zwei Tage die Batterie mittels noch zu kaufendem Ladegerät auffrischen können. Aber Morgen ist Morgen und heute ist heute und wir genießen unsere Freiheit als vorübergehende Vagabunden wie schon lange nicht mehr.