Deutschland – 03.07.11

3. Juli

Barbara, Detlef und Petra frühstücken alleine in deren Wohnung nebenan. Ich bekomme gar nichts runter und trete kurz vor die Tür, um mal Luft zu schnappen. Ein sehr junges Pärchen hat über Nacht neben uns in einem superkleinen Minizelt campiert. Bei dem Regen! Beide sprechen Französich-Englisch. Sie stammen aus der Nähe von Marsaille / Frankreich und sind wieder auf dem Weg in ihre Heimat. Aber wo steht bloß ihr Fahrzeug? Sie erzählen und ich höre auf der Bauwagentreppe hockend, den Kopf abgestützt den beiden so gut ich es in meinem Zustand kann, zu. Sie sind per pedes unterwegs, zu Fuß also und kommen gerade vom Nordkap zurück. Zu Fuß? Jeden Tag? „Oui!“ sagt der schlanke Knabe mit dem Schlapphut und das Regenwasser rinnt ihm übers Gesicht beim Nicken. „Olala!“ entfährt es mir. Sie laufen fast 10000 Kilometer durch 12 Länder und sehen frisch und munter aus, wenngleich auch wegen des tagelangen Dauerregens etwas verdrießlich. Meine Hochachtung vor solch einer Leistung!!!

In der Cafeteria der Klinik
In der Cafeteria der Klinik
Detlef versucht, mit einer geborgten Leiter unsere Dachrinne zu reparieren
Detlef versucht, mit einer geborgten Leiter unsere Dachrinne zu reparieren

Gerne würde ich sie zum Aufwärmen in den Bauwagen bitten, doch ich muss mich wieder hinlegen und warte auf Barbara und die beiden Freunde, die drüben in der Wohnung neben der Rezeption noch beim Frühstücken sind. Endlich geht die Türe auf und ich höre, dass ich um neun Uhr einen Arzttermin in Kyritz habe bei einer Ärztin, die heute für Notfälle zuständig ist. Detlef bringt uns die 10 km hin. Die Praxis ist modern eingerichtet, das Personal ausnehmend höflich und das Wartezimmer rappelvoll. Heute am Sonntagmorgen.

Ich drücke mich auf den letzten freien Stuhl, friere erbärmlich und bemerke die Blicke der anderen Patienten, die sich auf mich richten. Mir ist alles egal. Ich kann im Moment nichts anderes als frieren, zittern und die Augen schließen. Dann werde ich vorstellig, d.h. Frau Dr. med. Rinno bittet uns beide herein. Ich bin über den netten Empfang und das freundliche Auftreten der jungen Ärztin überrascht. Sie nimmt sich Zeit und ich muss einiges an Körperflüssigkeiten dalassen. 

Dann rennt Detlef die 300 Meter weiter zu einem Labor und gibt die Proben dort ab. Auch die Körpertemperatur wird gemessen. 39,9°C. Daher mein Frieren. Das Kurzergebnis, das schnell in der Praxis direkt ermittelt werden kann, ist alarmierend. Sie überweist mich für den nächsten Morgen zu einem Kollegen, einem Urologen in die um die Ecke liegende Klinik. Für’s Erste bekomme ich Medikamente aufgeschrieben. Die holen wir uns 15 km weiter in Neustadt an der Dosse in der Diensthabenden ab. Dazu noch eine Packung Perenterol und andere Hilfsmittel zur Erleichterung meines Zustandes. Sofort liege ich dann wieder im Wagen auf dem Bett und friere und schwitze und weiß nicht was. Dann gratuliere ich meiner Mutter zu ihrem 80sten Geburtstag.

Sie ist, wie mein Vater ebenfalls sehr besorgt um mich und will sich bald wieder melden, um nachzufragen, wie es um mich steht. Ich bin ganz benommen und kann nicht mehr klar denken. Ich rede ganz leise und verwaschen. 

Die Drei fahren am Nachmittag kurz zum Kaffeetrinken irgendwohin aufs Land und sind aber bald wieder zurück. Petra und Detlef erreichen bei ihren Arbeitgebern per Telefon, das sie noch einen weiteren Tag hier bleiben können, um mich am Montag ins Klinikum Pyritz zum Urologen fahren zu können. Barbara fährt leider den Trecker nicht (mehr) und ich könnte mich auch kaum auf dem Beifahrersitz halten. So ist es viel besser. Dazu bei dem Regen und der Kälte. Die Toilette wird mir zur zweiten Heimat. Ich atme stoßweise und nehme an Unterhaltungen nicht mehr teil. Alles liegt brach bei mir. Nichts geht mehr.

Ich glaube, ich bin etwas krank.  

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