Immer mehr „Camping-Pilger“ bauen ihre Zelte um uns herum auf. Junge Familien und Einzelpersonen. Sogar noch am Abend im Dämmerlicht hören wir die Hammerschläge der letzten Katholiken, die die Zeltnägel ganz unfromm in den trockenen Boden rammen. Nicht alle sind so enthusiastisch im Glauben und wir hören auf dem Platz unterschiedliche Stimmen und Meinungen zum Papstbesuch.
Wir versuchen uns neutral zu geben. Wenn ich mal gefragt werde, welcher Konfession ich angehöre, so antworte ich meist trocken, ich wäre bei der DAK. So gehe ich Vielem aus dem Weg und lasse mitunter konsternierte Gesprächspartner zurück. Heute ist richtiges Papstwetter.
25 Grad zeigt das Thermometer an. Gestern hatten wir den 150000sten Klick auf unserer Homepage. Und das in nur 6 Monaten. Vieles kommt von den unzähligen Verlinkungen auf anderen Internetseiten, manches von den bisher 27 Presseberichten, wo oft unser Internetauftritt benannt wurde und auch die Radiosender und das polnische und estländische Fernsehen hat unsere Homepage bekannter gemacht. Es wird uns vielleicht etwas schwer fallen, wieder in den gewohnten Alltagstrott zurückzufallen. Doch ich habe schon lange wieder neue Reisepläne, damit unser Leben interessant und lebenswert bleibt. Nichts ist so schädlich für die Seele, wenn man keine Ziele mehr im Leben hat. Lediglich der innere Schweinehund hält uns manchmal davon ab, sich neu auszuprobieren und neue unbekannte Wege zu gehen. Dem Mutigen gehört die Welt, auch wenn sie sich manchmal subjektiv gesehen vor einem zu verstecken droht. Ich weiß von was ich rede…
Gegen 13 Uhr kommt eine Frau mittleren Alters auf den Campingplatz gelaufen. Über die Schultern trägt sie zwei schwere Packtaschen, in denen sie ein Zelt und Kleidung untergebracht hat. Sie ist vom Bahnhof bis hierher gelaufen, um wegen des Papstbesuches eine Nacht auf der Erde zu verbringen. Da ihr die Zeit unter den katholischen Nägeln brennt und die Rezeption noch eine gute Stunde geschlossen hat, bittet sie uns bis zu ihrer Wiederkehr am Abend ihr Gepäck unterstellen zu dürfen. Natürlich sind wir gerne damit einverstanden und bringen die schweren Taschen in den Bauwagen. Dann macht sie sich sogleich wieder auf den Weg in die Stadt zum Freiburger Münster, etwa 5 Kilometer, um mit 90000 anderen Pilgern auf die Ankunft des Heiligen Vaters zu warten. Alle Achtung! Diese Frau strahlt trotz der Mühen, die sie auf sich genommen hat, Freude aus. Später laufen wir zu den 800 Busparkplätzen in den Möslepark.
Aber alle Busse sind schon wieder mit ihren Pilgern nach dem Gottesdienst auf dem Weg in die Heimat. Am Sonntag wird es noch einen größeren Ansturm hier geben, wenn der Papst auf dem Messeplatz beim Flugplatz eine Messe gegen 10 Uhr abhält. Vor Einbruch der Dunkelheit kommen die meisten Campingpilger wieder erschöpft von dem langen Fußmarsch den Berg hoch gekrochen. In der Hand halten sie die vatikanische Flagge und schlurfen zu ihren Zelten und Wohnmobilen. Die Allerletzten treffen erst gegen 23 Uhr ein. Da liegen wir schon lange in der Koje und schauen uns zusammen „Das Supertalent“ an. Noch zwei Nächte und wir sind wieder „off road.“ Die Fahrt wird über Waldkirch und Wolfach in Richtung Freudenstadt gehen. Bis zu meiner Geburtstadt Lauterbach im Vogelsberg sind es nur noch 410 Kilometer, die wir in fünf Fahrtagen schaffen wollen. Ein Klacks, wenn man bedenkt, dass wir bisher schon über 12000 Kilometer getuckert sind.