Frankreich – 24.08.11

Hochgebirgsansichten
Hochgebirgsansichten

Die Gebirgskette „Cevennen“ ist auch nicht ohne, wie wir bei der Weiterreise ernüchtert feststellen. Es gibt zwar nicht ganz so hohe Berge wie im Zentralmassiv, wo wir uns tagelang rüber gequält haben, aber es reicht uns auch so. Immer mehr uralte Quittenbäume mit rissiger, gespaltener Rinde stehen vereinzelt in den Ortschaften oder am Rande der kleinen Nebenstraßen und spenden schönen Schatten. So „quittengelb“ und saftig sie auch aussehen mögen, so herb und süßsauer ist ihr Geschmack, wenn man hinein beißt. Ein sehr seltenes Obst in unseren Breitengraden. Man kennt es fast nur in der fertigen Zubereitung als Gelee oder als Dessertobstwein. Allerorts sieht man die Winzer mit ihrem Gefolge, wie die Traubenernte in vollem Gang ist. Putzig, aber zweckmäßig sehen die kleinen, sehr schmalen Weinbergschlepper aus, wenn sie in gefährlicher Schräglage zwischen den Rebstockreihen auf den Steilhängen stehen. Die Winzer sind ein freundliches Völkchen. Noch keiner hat seine Hand zum Gruß nicht erhoben, wenn wir vorbeigetuckert sind. Erstaunt stellen wir auch fest, dass der Literpreis für Dieselkraftstoff zwischen 1,21 und 1,50 Euro schwankt. Diese Preisspanne gibt es bei uns leider nicht in diesem Ausmaß. Die Orte haben auch seit Lezignan nicht mehr auf den Ortstafeln die französich-spanischen Doppelnamen.

Wilder Stechapfelbaum
Wilder Stechapfelbaum

Was uns noch auffällt, sind die unzähligen Stechapfelbäume an manchen Straßenabschnitten.

Die Äste hängen übervoll von zwei Zentimeter großen Früchten an den sich nach unten neigenden Zweigen und niemand wird sie ernten. Die Dörfer und Städtchen, die wir auf den nächsten 70 Kilometern durchfahren, sehen einfach traumhaft aus. Leider bleiben wir meist auf der Durchfahrstraße und können nur selten den Blick in eines der malerischen Gassen werfen. Eine mittelgroße Stadt, deren „Centre Ville“, also die City wir durchfahren müssen, hat es uns besonders angetan. „Saint Hippolyte du Fort.“ Die Stadt ist auf mehreren Ebenen angelegt und die Straßen schlängeln sich Meter für Meter in vielen Windungen langsam nach oben. An jeder Ecke gibt es was zu sehen. Mal sind es die hübsch herausgeputzten Restaurants, mal die Obst- und Gemüsehändler oder eine kleine Kirche, Kapelle oder Grotte. Die meisten Franzosen gehören dem katholischen Glauben an und so sehen wir seit Wochen schon die Symbole der katholischen, bzw. der christlichen Kirche innerörtlich oder auch außerhalb, wo man Kreuze gar nicht vermutet. Die Leute arbeiten trotz der Gluthitze in ihren steinigen, trockenen Strebergärten und zerhacken die aufgesprungene Erdkrume mit einer Harke. Die Tomaten stehen gut, aber die Blätter sind total welk und schon zum Teil abgefallen.

So einladend kann ein "Toilettenhäuschen" ausschauen
So einladend kann ein "Toilettenhäuschen" ausschauen

Immer wenn wir über eine Brücke fahren, wird auch auf einem Hinweisschild der Bach oder Fluss benannt. Doch wo ist das Wasser? Manchmal ist das Flussbett über 150 Meter breit und…leer. Nicht einmal ein dünnes Rinnsal, so wie vor Wochen noch ist zu entdecken. Armes Land, wo im Sommer eine solch große Wasserknappheit herrscht, dass zu manchen Zeiten das Autowaschen oder Rasensprengen von Behördenseite aus verboten ist. Bei „Anduze“ steigt es wieder mal kurz an, so etwa 9%, dass ich es wieder nur im Vierten schaffe, die Kuppe zu erreichen. „Arles“ erscheint uns riesengroß. Wir fahren über eine halbe Stunde mitten durch die sehr verkehrsreiche Stadt mit ihren tausend Kreiseln und Trembeln und sind am Ende ganz geschafft durch das angestrengte Fahren. Manche Franzosen winken uns zu, andere wiederum hupen laut und wieder andere überholen uns mit quietschenden reifen, sobald sie eine Lücke zum Überholen sehen. Ich habe einmal heute hinter „Ales“ 57 Fahrzeuge gezählt, die uns nacheinander auf einem kurzen geraden Stück überholt haben. Ja, ich glaube, nicht allen gefällt unsere gemächliche Fahrweise und die außergewöhnliche Geschwindigkeit von 20 km/h. Doch wir können halt nicht anders. 70 km sind wir geschlichen in etwas über 4 Stunden.

Es geht gegen 12 Uhr zu, als ein Campingplatzhinweis in Sicht kommt. Rechts ab, 3 km vor dem Städtchen „Saint Ambroix“ zum Dorf „Le Moulinet“ hinunter und dann noch einen knappen Kilometer weiter. Dann stehen wir vor der verschlossenen Rezeption. Der Platz weist 2 Sterne aus und hat einen integrierten Swimmingpool, der auf einem Plateau angelegt ist. Ein nettes Paar aus der Schweiz, das schon länger mit einem Motorrad hier Station macht meint, der Besitzer käme sicher bald. Und schon nach einer halben Stunde Warten erscheint er. Der Mann spricht doch tatsächlich Englisch, Niederländisch, Französisch und ein besonders gutes Deutsch. Erfreulich. Und dazu macht er noch einen sehr positiven Eindruck auf uns geschwächte Treckerfahrer.

Dieser naturbelassene Campingplatz in den Bergen ist sehr zu empfehlen
Dieser naturbelassene Campingplatz in den Bergen ist sehr zu empfehlen

 Der weiträumige Campingplatz befindet sich in mittlerer Höhenlage an einem Berghang. Die Plätze sind großzügig bemessen, aber nicht alle eben. Das Gelände ist wieder einmal einfach traumhaft. Alte Baumbestände mit viel Schatten, Stechpalmen, Yuccapalmen, Fächerpalmen und unbekannte Baumarten geben diesem Platz ein besonderes Flair. Wir zahlen diesmal 27 Euro. Nun aber müssen wir erst mal den Berg hinunter kommen, um den von uns ausgesuchten Stellplatz zu belegen. Das gestaltet sich aber äußerst schwierig, wie ich feststelle, da ich in Hanglage den Wagen zurückstoßen muss. Das ist nicht einfach bei dem Doppelachser mit Drehkranz. Der Inhaber und zwei andere Campinggäste kommen dazu und helfen, wo sie können. Ich muss den Traktor abkoppeln und die Deichsel drücken wir zu Dritt in die Richtung, wo der Hänger hinrollen soll. Das ist echt ein Akt! Nach vielem Vor- und Zurückstoßen mit Muskel- und Dieselkraft schaffe ich es dann irgendwie, einigermaßen gerade in der Parzelle zu stehen. Wir parken nur 10 Meter neben dem ansprechenden Sanitärgebäude. Links und rechts vor dem Eingang stehen zwei hübsch anzusehende Palmen.

Ein hübsches Freibad mit Fernsicht gehört dazu
Ein hübsches Freibad mit Fernsicht gehört dazu

Die Anlage ist sehr sauber und es gibt sogar eine Sitztoilette und eine Einzelwaschkabine mit verriegelbarer Tür. Das hatten wir schon längere Zeit nicht mehr. Die anderen Campinggäste stehen irgendwo weiter unten in dem großen Gelände und wir sind praktisch alleine hier in unserer Ecke. Der Name des Platzes ist: „Camping Beau Rivage“. Die Homepage lautet: www.camping-beau-rivage.fr. Der Besitzer heißt Marc Vincke. Ein sehr empfehlenswerter Urlaubsort, der kaum Wünsche offen lässt und auch anspruchsvolleren Familien die nötige Erholung und den gewünschten Komfort bietet.

Allein das kleine Schwimmbad ist sehenswert. Man schaut vom Pool auf die hohen Berge und die darin eingebetteten Dörfer ringsherum und hat eine einmalige Rundum- und Fernsicht. Nur einige lustige Holländer tummeln sich im Wasser, mit denen wir uns gerne unterhalten. Für sie sind wir „Pipo, der Clown und Mama Lou“, so wie die Niederländer ihre Fernsehsendung kannten. Und immer sprechen alle Niederländer, wenn sie von unserem Bauwagen reden vom „Pipo-Wagen.“ Nun gut. Das ist ja nicht tragisch, solange sie uns nicht für Adam und Eva oder Siegfried und Roy(line) halten wegen unserem Tigerkopf in der Wohnung. Wir haben um 7 Uhr knapp gefrühstückt und um 15 Uhr bekommen wir so langsam Hunger. Da es aber zu heiß ist zum richtigen Essen, tun wir uns gütlich an einer halben Honigmelone und gehen dann schwimmen. Sehr erfrischend!

Unten am Fluss
Unten am Fluss

Damit nicht genug. Drei Minuten geht es nur über einen verschlungenen Pfad weiter ins tiefe Tal zu Fuß, wo wir auf einen Fluss namens „Ceze“ stoßen, der zwar relativ wenig Wasser führt, aber ziemlich stark von Badegästen und Kanuten bevölkert ist. Das langsam dahinströmende Wasser hat einen grünlichen Schimmer, ist aber glasklar. In der Mitte kann man gerade noch stehen und vortrefflich schwimmen.

 

Ein Riesenspaß, so ein warmes Bad im Fluss
Ein Riesenspaß, so ein warmes Bad im Fluss
Sitzbad vor dem kleinen Wasserfall
Sitzbad vor dem kleinen Wasserfall

Ich habe noch nie einen solch warmen Fluss erlebt. Wir schätzen die Temperatur, auch an den tieferen Stellen um die 23 Grad. An vielen Plätzen kann man sich auf die flachen meterbreiten Steine im Wasser setzen und den tausenden Gründlingen, einer kleinen Weißfischart, auf dem Grund zusehen, wie sie den Boden abweiden.

Franzosen lieben geradezu diesen Weißfisch und in manchen Regionen Frankreichs ist er eine Delikatesse. Na ja! Wir bleiben eine volle Stunde in diesem schönen Fluss und möchten gar nicht mehr ans Ufer gehen. Dann essen wir zum Kaffee die andere Hälfte der Melone. Mehr geht nicht. Zu heiß. Und unserem „Hüftgold“ tut es auch ganz gut. Heute Abend werde ich versuchen, Netzkontakt zu bekommen. Um die Anmeldung herum soll es angeblich gehen.

 

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