Schweden – 29/30.04.11

29/30. April

Im "IDRE-Gebirge" 30. April
Im "IDRE-Gebirge" 30. April

Eeendlich! Die Reparatur ist zu Ende gebracht. Meister Eriksson hat gute Arbeit geleistet. 5000 Kronen blättern wir hin. Oje! Wir fahren mal wieder nach einer Woche Zwangsaufenthalt Trecker. Nix wie hin zum Campingplatz und Tante Paula an den Haken nehmen. Da kommt auch schon der Reporter der Zeitung „ÖP.“ Letzte Fotos werden geschossen. Auch Klaus Mildner ist dabei und der polnische Pächter des Platzes und seine Frau Dorota. Am Montag werden wir also in der überregionalen Tageszeitung „Östersund Post“ zu sehen sein. https://op.se/harjedalen/1.3118293-pa-traktorsemester-i-sex-manader  Das ist etwa so eine Zeitung wie „Hessenpost“ oder so.

"Wildes Campen" vor einem Restaurant in Hackas
"Wildes Campen" vor einem Restaurant in Hackas

Um Neun dann „Abflug“ mit Gewieher. Wir steuern den nächsten Platz in Asarna, 118 km von hier entfernt an. Aber…unser Navi leitet uns galant daran vorbei. 20 Km hinter Asarna denken wir: “Nun ja, dann fahren wir halt zu einem der auf der Karte nicht verzeichneten Campingplätze.“ Doch es kommt keiner in Sicht. 

Es wird 19 Uhr, 20 Uhr, 21 Uhr. Wir entschließen uns, in einer Schneiße neben der E 45 unser Lager aufzuschlagen. Wohl ist es uns dabei nicht. Wir finden dann endlich um Halbzehn auf einer Anhöhe einen großen Parkplatz mit einem Resaurant. Das hat schon geschlossen. Barbara versucht es trotzdem und klingelt. Ein Türke streckt seinen Kopf aus der Tür und spricht ein sehr gutes Deutsch. Er hat drei Cousinen in Deutschland und da selbst auch gelebt. Er genehmigt uns das Nächtigen vor dem Restaurant. Deshalb weht wohl auch eine deutsche Flagge am Mast.  

Es wird eine sehr kalte Nacht, plus drei Grad sind es am nächsten Morgen um Sieben im Wagen. Wir haben sehr gut geschlafen und sind ausgeruht. Ein Bauer kommt vorbei und holt seine Tageszeitung aus dem Briefkasten. Er wohnt „nur“ 400 Meter weiter hinten. Interessiert besichtigt er alles innen und außen. Ich gebe ihm eine Visitenkarte und er sagt mir, er wolle zum Frühstücken in unsere Homepage schauen und auch einen Kommentar schicken.

Heute wollen wir es aber endlich schaffen, Dieter und Gudrun in Föllinge-Raftälfen zu treffen, die schon seit Ostern auf uns nördlich von Östersund auf uns warten. Die Fahrt verläuft diesmal über eine Parallelstraße neben der E 45 und wir bekommen den Mund nicht mehr zu wegen der abwechslungsreichen, wunderschönen Winterlandschaft. Nun ja, nicht so direkt. Schneereste gibt es aber überall und die Berge, die zuerst weit weg waren und wir dachten, wir könnten sie umfahren, kommen näher. Eine steile Anhöhe, etwa 5-7 km Länge und etwa 14% Steigung veranlassen mich dazu, in den vierten Gang zu schalten und Vollgas zu geben. Mit 13 km/h tuckern wir mit viel Getöse und Zittern aller Außenspiegel und Anbauteile auf den Gipfel zur Bergstation und sehen die große Sprunganlage. 

Spaziergang gegen 23 Uhr in der Walpurgisnacht im Dorf "Raftälven"
Spaziergang gegen 23 Uhr in der Walpurgisnacht im Dorf "Raftälven"
Volkslieder auf "jämtländisch" mitsingen...kein Problem !
Volkslieder auf "jämtländisch" mitsingen...kein Problem !

Barbara hat wenig Sinn dafür. Sie sitzt zusammengesunken auf ihrem Sitz und vermeidet es, nach unten zu schauen. Zu tief in ihr die Angst, wir könnten eine Schlucht hinunter stürzen oder der Zetor würde die Steigung nicht schaffen. Er schafft es und das Kühlwasser steigt auf 90°C. Nach acht Stunden angestrengter Fahrt dann über die 1510 Meter lange Brücke über den Storsjön bei Östersund , wo die „nackerten Männer“ im Sommer auf ihrer Fidel Töne erzeugen, bleiben wir irgendwo stehen. Der Motor braucht Ruhe. 

Ein dunkelgrüner Uralt-Landrover hält neben uns. Heraus springt mit einem Lachen…Dieter Bernhardt, der Deutsche aus Wuppertal, der uns eingeladen hat. Er war die 40 km zum Tanken gefahren und rechnete wohl damit, uns zu begegnen. 40 km bis zur Tanke? Ja, erzählt Dieter, oben im Norden sind es oft über 80 km, die die Leute fahren müssen, um tanken zu können und Diesel gäbe es auch nicht an jeder Tankstelle. Zwei weitere Stunden Fahrt und zuletzt über eine 10 km lange erdgebundene Straße, dem Dorf „Raftälfen“ entgegen. Rumpel, Rumpel! Die Schlaglöcher machen sich schmerzhaft in Barbaras Rücken bemerkbar. Da sehen wir in der Ferne zwei schwache Lichter. Es ist nochmals der rührige Dieter, der uns mit seinem super restaurierten 15 PS Eicher entgegen- und dann voran fährt bis zum Ortseingang, wo sein Anwesen ist. 10000 qm hat sein naturbelassenes Grundstück. Gudrun, seine sehr sympathische Frau und die Tochter Nicole mit Baby Sophia, die ein paar Tage aus Deutschland zu Besuch sind, nehmen uns herzlich auf. 

Wir stehen auf einer großen Wiese mit dem Gespann, direkt am See. Märchenhaft! Am Abend kommen Karin und Gunnar, Freunde des Paares zu Besuch. Nette Schweden! Ehemalige Landwirte. Gudrun hat zwei raffiniert dekorierte Smörgastorten hergestellt. „Smaklig maltid!“ Auch zwei Blechkuchen serviert sie nicht ohne Stolz. Gegen 22 Uhr laufen wir mit Dieter und Tochter Nicole zum See runter. Walpurgisnacht und die Feuer lodern in den Abendhimmel und es wird ein Feuerwerk abgebrannt.  

Gudrun Bernhards Smörgastorten...hmmmh !
Gudrun Bernhards Smörgastorten...hmmmh !
"Hexenfeuer" und Feuerwerk in der Walpurgisnacht am See
"Hexenfeuer" und Feuerwerk in der Walpurgisnacht am See

So urig habe ich noch keine Dorfgemeinschaft erlebt. Das ganze Dorf ist auf den Beinen. Es wird gegrillt und gelacht und gesungen. Ich singe das Lied „Der Mai ist gekommen“ in meiner Muttersprache laut mit. Neben mir steht eine junge Frau, die mir mit rotem Gesicht die weiteren Liedtexte rüber reicht. Auf schwedisch! So singe ich zum Erstaunen der Umstehenden die nächsten Volkslieder abgelesen und offenbar mit dem richtigen Akzent auf schwedisch mit. Dann werden jämtländische Weisen gesungen und ich komme ins Stocken. Alle lachen. Ja, das ist etwa so wie oberbayrisch, sagt mir ein Schwede auf englisch und grinst mich an.

Gegen 23 Uhr wird es langsam dunkel und es geht nahe Null Grad. Dieter scheint reihum erzählt zu haben, dass wir mit einem Traktor hier oben in Jämtland sind. So bemerken wir zum einen die verstohlenen Blicke der Dorfbewohner oder werden sehr höflich auf unsere Reise angesprochen. 

Ich verabschiede mich von einigen „Eingeborenen“ mit dem jämtländischen Abschiedsgruß „Marokes.“ Die grüßen ebenso zurück und winken uns nach.

Um 1 Uhr am Morgen dann, nach einer gemütlichen Runde in Dieter und Gudruns sehr geschmackvoll eingerichtetem Wohnzimmer wanken wir zu unserer Behausung auf der großen Wiese.

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